Gottfried Tritten sagte einmal, dass er eine nähere Beziehung zur Landschaft, insbesondere zu den Bergen fühle, als zu den Menschen. Berg – Mensch – Malerei.
Obwohl dies aus Sicht seiner Mitmenschen und vor allem auch seiner zahlreichen Schülerinnen und Schüler eine beinahe schon paradoxe Aussage zu sein scheint, sollten wir diese sehr persönliche Einschätzung ernst nehmen.
Selbstverständlich hat er auch die Menschen geliebt und sich für sie interessiert. Hätte er sonst während Jahrzehnten Zeichnungslehrer|innen ausgebildet und zudem Bücher zur Kunsterziehung von Kindern und Jugendlichen verfasst? Zudem war er als Lehrer zwar ein strenger, als Mensch jedoch ein äusserst beliebter, soziabler und liebevoller Zeitgenosse.
Umso mehr lässt seine Aussage aufhorchen. Sie zeigt nämlich auf, wie tief und innig er die Landschaft und die Bergwelt liebte. Natürlich ist er an der Lenk im Simmental in der Bergwelt der Schweizer Alpen aufgewachsen. Aber sein Interesse für die Formen und Zeichen der Landschaft, die Inschrift der Natur und der geisten, symbolischen Welt auf den Bergen, ging tatsächlich viel tiefer. Dies zeigte sich überall in seinem Werk.
Oft verknüpfte er in seinen Malereien ihm liebe und wichtige Menschen, wie etwa seine Mutter oder seine Tochter, oft auch seine Musen mit Bildern seiner Lieblingsberge und Landschaftszeichen. Bettete sie ineinander ein, übermalte sie mit sich selbst, flocht sie so in seiner Erinnerungs- und Empfindungswelt zusammen. So entstanden Kombinationen, manchmal auch Permutationen seiner inneren Welt. Ergänzt wurdes dieses Sinn-Geflecht mit Symboldarstellungen geistiger Prinzipien, die er aus seinem Interesse für Psychologie und – insbesondere östlicher – Philosophie zog. Der Niesen etwa als der ikonische Berg, das Dreieck mit seiner Basis in der physischen Welt und seinem Spitz, der in die geistige Welt zeigt.
Malerei war für Gottfried Tritten immer auch ein Mittel der Kommunikation mit dieser geistgen Welt. Also: Berg – Mensch – Malerei!